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Test
 
Die Route der Baden-Württemberg-Tour

Intermezzo 4.6

Im nächsten Jahr verband ich zwei angenehme Dinge mit einem nützlichen. Nach der Waldfkk-Radtour in Karlsruhe mit Übernachtung in Pforzheim fuhr ich geldsparenderweise am Sonntagnachmittag direkt weiter nach Konstanz, um die Spur wieder aufzunehmen.
In Konstanz einlaufend sah ich aus dem Zug eine Brücke, die mir geeignet deuchte, und stieg schon in Petershagen aus. Im Zug war mir ein junger Mann aufgefallen, der mir interessant erschien, und der auch dort ausstieg. Ortsunkundigkeit als Vorwand nehmend kam ich mit ihm ins Gespräch. Nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich heute noch vorhätte, mir einen Schlafplatz zu suchen und eine kurze "Anschluss"- und Sightseeingrunde in der Stadt zu drehen, lud er mich wie selbstverständlich ein, später noch bei ihm vorbeizukommen, und genauso selbstverständlich bot Jesko mir später auch an, im Zimmer eines seit-heute-nicht-mehr-Mitbewohners zu nächtigen. Fand ich total klasse, und ich nahm an; wenn auch die Brücke tatsächlich geeignet gewesen wäre ;-).

16. Etappe     260704,   181 km

Konstanz - Hornstaad (Kr. Konstanz) - Büsingen (Hochrhein) - Aach (Kr. Konstanz) - Tuttlingen - Sigmaringen

Des Morgens frühstückten wir noch gemütlich zusammen, was in einer Verspätung von einer Stunde resultierte. Aber auch so würde ich es noch bis Sigmaringen schaffen, dachte ich, und wandt mich von Petershausen, hatte ich ja das "Pflichtprogramm" in der Stadt schon hinter mir (Wasserturm und Bleiche im Stromeyersdorf Konstanz; Stromeyersdorf mit Bleiche und Wasserturm, Schnetztor Konstanz; Schnetztor Konstanz; Schnetztor, Lutherkirche Konstanz; Lutherkirche, Imperia (die dreht sich) Konstanz; Imperia, Zeppelindenkmal Konstanz; Zeppelindenkmal, Rheintor- und Pulverturm Konstanz; Rheinbrücke, Rheintorturm und Pulverturm), direkt gen Westen, die B 33 entlang, an der Gemüseinsel Reichenau bei Waldsiedlung; Insel Reichenau vorbei und durch Allensbach, wo ich eigentlich die Linsen einsetzen wollte, aber feststellen musste, dass es weder auf dem öffentlichen Klo noch in meiner Packtasche Seife gab. Ich hatte sie wohl doch bei Jesko in der Dusche stehen lassen.
Um Radolfzell herum ging es dann ein Stück auf Feldwegen weiter, hier kam ich einem Storch zum Streicheln nahe bei Markelfingen; . Zwischen Moos und Iznang (Blick hinüber nach Radolfzell bei Iznang; Radolfzell und Zeller See) lachte mir die Sonne dann doch derart ins Gesicht, dass ich die Brille nicht aufbehalten mochte und mir die Linsen mit notgewaschenen (sprich: mit Mineralwasser nass machen und in sauberem Stoff abputzen) Fingern einsetzte. Dann folgte ich dem Bodenseeradweg weiter um den, die oder das Höri herum an den Untersee bei Wangen; Untersee. (Dies ist übrigens quasi der Gegenschuss zu einem der Fotos, die Benjamin in Intermezzo 4.2.b gemacht hat. Unsere Standorte dürften höchstens wenige hundert Meter auseinander liegen, nur hat er nach Osten fotografiert und ich nach Westen.)
Hier, bei Kattenhorn, dem zwischen Konstanz und Schwarzwald südlichsten Punkt der Ba-Wü-Tour, ließ ich es mir denn doch nicht nehmen, nochmal kurz in das klare Wasser (von Zürich bis Stuttgart wird aus dem Bodensee getrunken) zu steigen bei Oberstaad; Ingo bei Oberstaad; Ingo. Eine halbe Stunde später näherte ich mich dann schon sehr der schweizerischen Grenze auf einem grenzüberschreitenden Wanderweg. Das ist dann ein Grenzübergang wie innerhalb der EU. Ein Grenzstein und ein Hinweisschild (wo mir fast noch ein dummes Blag vors Fahrrad lief), das war's. Auf der anderen Seite sahen auch bloß die Verkehrsschilder ein bisschen anders aus. Und die Lebensmittelpreise ;-).
Von Stein am Rhein (St. Johann Stein am Rhein; St. Johann, Markt und Marktbrunnen Stein am Rhein; Markt und Marktbrunnen, Rathaus Stein am Rhein; Rathaus) kamen dann noch bis zur Staffel, wo es ein bisschen hoch ging, zehn Kilometer Schweiz, und schon ging es wieder über die grüne Grenze auf der Staffel; grüne Grenze; Gailingen war schnell durchquert (Blick nach Diessenhofen auf der schweizerischen Seite des Rheins bei Gailingen; Diessenhofen), und damit auch wieder ein Zipfel Deutschland. Nur ein Kilometer Schweiz erwartete mich hier, dann war ich in der deutschen Exklave auf Schweizer Boden. Die Gemeinde Büsingen Büsingen; Ensemble gehört zwar zu Deutschland, zählt aber zum Schweizer Zollgebiet. Es ist wohl auch das kleinste Gebiet Deutschlands, das ein eigenes Autokennzeichen führt. (Und nachdem ich die Nummernschilder hier gesehen habe, wusste ich auch, warum man so selten Büsinger auf der Straße sieht: Alle Kennzeichen, die ich sah, waren wie dieses: Büsingen; typisches Autokennzeichen. Vorne BÜS für Büsingen (welches aber an sich zum Kreis Konstanz gehört), dann ein A und dann maximal drei Ziffern. Das macht insgesamt nicht mehr als 1000 Büsinger Fahrzeuge, die sich auf deutsche Straßen verteilt wohl ziemlich versenden dürften.) Das ist aber glaub ich auch so ziemlich das Interessanteste, was es hierzu zu sagen gibt. War übrigens nicht verkehrt, es nicht auf eine Übernachtung hier ankommen zu lassen. Ich habe jetzt zwar nicht gesucht, aber es fiel mir auch so nichts ins Auge, wo man hätte schlafen können.
Jetzt verließ ich den Rhein (und zum wie ich dachte letzten Mal auf dieser Tour Baden-Württemberg), quälte mich hinter Dörflingen den Berg bis zum Grenzstein hoch, hatte eine klasse Abfahrt nach Randegg (Gottmadingen und Hohentwiel Gottmadingen; Hohentwiel) und dann eine geruhsame Fahrt hinter dem Hohentwiel bei Hilzingen; Hohentwiel und Hohentwielfestung entlang bis Hausen an der Aach. Hier hatte ich eigentlich vorgehabt über Schlatt unter Krähen (welch ein Name!) und Volkertshausen nach Aach weiterzufahren, traf aber auf ein Hinweisschild auf einen Radweg entlang der Radolfzeller Aach und fand keinen Grund, diesen nicht zu benutzen. So begleitete mich die Aach auf meinem Weg zu ihrer Quelle, dem Aachtopf Aach; Aachtopf.
Kleiner Geologischer Exkurs Aach; am Aachtopf: Der Aachtopf ist die größte Quelle Deutschlands mit einer Schüttung von durchschnittlich 8000 Litern pro Sekunde (und nicht Sekunden pro Liter, wie es auf einem schön geschnitzten Holzschild nicht weit von hier zu lesen gab). Diese 8000 Liter bestehen allerdings hauptsächlich aus Donauwasser. Etwa zwanzig Kilometer nördlich von hier fließt die Donau über sehr porösen Kalkstein und versickert dort, an 130 Tagen im Jahr komplett. Dieses Wasser fließt 170 Höhenmeter (die ich gleich noch hinauffahren musste) hinunter und tritt hier im Aachtopf wieder zutage. Dann fließt dieses Wasser in den Bodensee, und somit wird an den Vollversickerungstagen der Oberlauf der Donau zu einem Nebenfluss des Rheins.
Als ich gerade am Aachtopf war, war dort auch eine Regenwolke, die unbedingt Ballast abwerfen wollte. Das dauerte wenigstens nicht allzu lange, so dass ich bald wieder weiter konnte, die B 31 längs nach Engen. Zwei Minuten vor dem McDonald's am Ortseingang ging noch mal ein Schauer nieder, der aber schon vorbei war, als ich das schützende Dach erreichte. Aus Trotz nahm ich dennoch ein Menü ein. In Engen selbst trieb ich mich noch ein Weilchen am Bahnhof herum, wo ich einige Informationen über Zugverbindungen einholte. Als es mir so schien, dass es nicht wieder regnen würde, fuhr ich weiter, über den ein'n oder anderen Hügel und die hier ja etwas in Frage gestellte Wasserscheide, bis kurz vor Immendingen, wo ich noch einmal mehr auf den Radfernweg Donau traf und darauf von dannen fuhr. Nicht jedoch, ohne ein paar Kilometer weiter einen kleinen Umweg zu machen und mich noch mal mitten in die Donau zu stellen, das Wasser bis weit unter die Fußsohlen. Hier ist nämlich eine solche Versickerungsstelle, wo das Donauwasser einfach weg ist und nur noch das Bett übrig bleibt bei Immendingen; Donauversickerung bei Immendingen; Donauversickerung bei Immendingen; Donauversickerung. Ein Stückchen weiter bot sich dann noch mal ein sehr schönes und merkwürdiges Bild vom Bett der Donau, über und über bewachsen mit gelben Blumen. Leider tröpfelte es hier wieder etwas, so dass ich nicht anhielt, um ein Foto zu machen :-(. (Habe eine Bekannte, die von dort kommt, gebeten, dies bei Gelegenheit mal nachzuholen.) Nun gelangte ich schon bald in das Obere Donautal bei Möhringen Donautal und nach Tuttlingen, wo einfach mal so ein Haufen Dampfloks rumsteht Tuttlingen; Dampfloks.
Wie auch das Stück bis Büsingen war dieses nicht gerade unwesentlich länger gewesen als vorher ausgerechnet, so dass ich mit der Verspätung am Morgen und den längeren Pausen schon etwa drei Stunden in Verzug war. Dennoch, als ich so um acht rum in Tuttlingen (sozusagen Kunst im Fluss Tuttlingen; Schweinchen, Schneckenburgerdenkmal Tuttlingen; Schneckenburgerdenkmal (das war der mit der "Wacht am Rhein", Stadtkirche Tuttlingen; Stadtkirche) auf dem Marktplatz am Rathaus Tuttlingen; Markt, Rathaus saß, überschlug ich die weitere Strecke und kam zu dem Schluss, dass die 56 Kilometer bis Sigmaringen auf dem Donauradweg theoretisch noch fast bei Tageslicht zu schaffen sein könnten.
Also machte ich mich auf den Weg. Zuerst ging es auch noch wirklich direkt und steigungsfrei am Fluss entlang ins Obere Donautal hinein (Felsen bei Mühlheim an der Donau bei Mühlheim an der Donau; Felsen und Franzosenkreuz bei Mühlheim an der Donau; Felsen 'Franzosenkreuz'). Doch später wurde das Tal sehr schmal, so dass der Weg öfter mal weiter oben am Hang entlanggebaut war. Das verzögerte das Fortkommen natürlich etwas. Bei Langenbrunn fing es schon an zu dunkeln, so dass ich befand, es sei eine gute Zeit, meine Minitaschenlampe rauszuholen, damit ich Karte, Tacho und Schilder lesen könnte. Doch Pustekuchen, wo auch immer ich sie suchte, ich fand sie nicht. Sie muss wohl bei einer der verschiedenen ein-und-auspack-Aktionen aus der Hosentasche gefallen sein. Etwas später fiel mir noch ein, dass ich noch nicht mal ein Feuerzeug dabei hatte. Es wurde verflucht schnell verflucht dunkel, und bei Thiergarten hatte ich wirklich nur noch meine Fahrradbeleuchtung. Kurz hinter Gutenstein kam ich dann auch noch recht ungünstig an einem Hinweisschild an, so dass ich, um den richtigen Weg zu finden mit der Methode "Vorderrad hoch und drehen, drehen, drehen" arbeiten musste. Dabei pflückte ich die Kabel vom Dynamo. Ich wusste immerhin sofort, dass das die Ursache war, weil auch das Rücklicht nicht mehr tat. Und glücklicherweise ist das ein Dynamo, wo man auch im Dunkeln das Kabel mit ein bisschen Fingerspitzengefühl (nach ein bisschen Verzweifeln) wieder dran kriegt: Um die Schraube wickeln und das Rändelrad anziehen - fertig.
Bei Nickhof machte ich mal kurz den Tacho ab, um nach der Uhrzeit zu sehen. Fehler. Beim Wiederdranfuddeln drückte ich aus Versehen den Reset-Knopf, was ich nach einem Anstieg zum Kloster Inzigkofen 1,11 km später bemerkte. Na ja. Die Strecke ließ sich ja zurückrechnen und die Zeit in etwa schätzen ... Das nächste kilometrierte Hinweisschild nach Saulgau versprach mir, es seien jetzt nur noch drei Kilometer, und das hielt es auch. Sozusagen plötzlich war ich in Sigmaringen, kam an einem Handelshof vorbei, dachte kurz daran, das Parkdeck in Beschlag zu nehmen, und verwarf dies, als ich die Einkaufswagenbox sah Sigmaringen; Schlafplatz von nah Sigmaringen; Schlafplatz von fern. Der Laden machte um sieben auf, da würde es schon reichen, wenn ich um sechs aufstünde. Und wenn ich schon so früh aufstehen müsste, könnte ich ja wohl am nächten Tag noch ein Stückchen weiter fahren und die Strecke bis Horb in Angriff nehmen.

17. Etappe     270704,   156 km

Sigmaringen - Hechingen - Balingen - Rottweil - Rosenfeld (Zollernalbkr.) - Horb am Neckar

Es kam allerdings genau so anders. Um fünf (!) Uhr früh nämlich ging - auch im Eingangsbereich - der Supermarkt-Dudelfunk los. Immerhin gute Musik. Ich drehte mich noch ein paar Lieder lang um, aber als draußen schon der erste offensichtlich Angestellte vorbei ging, stand ich halt auf. Ich hatte mein Zeug gerade fast zusammengepackt, als eine weite Angestellte sich einen Einkaufswagen holte (und freundlich zurückgrüßte).
Ich gondelte ein wenig in der Stadt herum, unterschätzte etwas das Gegenlicht beim Fotografieren des Schlosses und der Stadtpfarrkirche Sigmaringen; Schloss und Stadtpfarrkirche, nahm noch das Rathaus Sigmaringen; Rathaus, den Karl-Anton-Platz Sigmaringen; Karl-Anton-Platz und den Marstall Sigmaringen; Marstall in Augenschein, frühstückte, kaufte noch mal schnell beim Handelshof ein (wo man schläft, kann man ja auch ein bisschen Geld lassen :), und um viertel vor acht verließ ich die Stadt, über eine Nebenstrecke der B 32 / B 463, welche über einen Berg ging. Oben angekommen, musste ich feststellen, dass die Strecke, die dann auf die B 32 und ins Laucherttal führen sollte, gesperrt war. Es wurde eine Umgehungsstraße gebaut, und gerade waren sie dabei, am Radweg unter der Unterführung zu bauen. Aber ich konnte auf die Straße selbst gelangen und bis zur Kreuzung mit den Bundesstraßen weiterfahren.
Mit der 32 ging es dann hinab ins Laucherttal, und unten gab es Feldwege am Wasser, die als Radwanderwege ausgeschildert waren. Das Teilstück zwischen Jungnau Jungnau und Veringendorf allerdings etwas missverständlich. Man sollte vor der Bahnlinie abbiegen, aber es sah - zumindest für mich - so aus, als sollte man es dahinter tun. So rollte ich nicht schön gemütlich durchs Tal, sondern gurkte einen Berg hinauf, der nicht nur ziemlich steil war, sondern wo auch noch die Wege mit einem ganz fiesen Belag ausgestattet waren. Aufwärts kam man sowieso nicht vorwärts, und abwärts traute man sich nicht wirklich schnell zu fahren, weil man fürchten musste, sich auf die Fresse zu legen. Ich hatte echt einen richtig dicken Hals, dass man über eine solche Piste geschickt wurde, bis ich dann in Veringendorf ankam und das Pendant zu dem andern Schild sah, das unmissverständlich auf einen Weg im Tal wies. Jetzt hatte ich nur noch so 'nen Hals, weil das andere Schild so scheiße war.
Jetzt ginge es auf jeden Fall erst mal wieder auf dem Radwanderweg weiter, durch Vehringenstadt (wo ich auch erst mal auf eine falsche Fährte gelangte) bis kurz vor Hettingen. Dort fragte ich jemanden, der so aussah, als sei er öfter dort, ob man nicht eventuell entlang der Fehla nach Neufra kommen und sich somit den Bergrücken westlich von Gammertingen ersparen könnte. Auf keiner Karte konnte ich nämlich durchgehende Wege finden, aber war fest davon überzeugt, dass es doch wohl wenigstens einen geben müsste. Es gab sogar zu beiden Seiten der Fehla einen, wie mir der Mann zu berichten wusste. Ich freute mich, und ob der Tatsache, dass sie für nicht in Karten verzeichnete Wege richtig gut waren, freute ich mich noch mehr. Von Neufra weiter ging es dann auf Feldwegen nach Burladingen. Dort fand ich die Fehlaquelle Burladingen; Fehlaquelle, ohne sie jedoch beheben zu können. Zwei Kilometer weiter passierte ich einmal mehr die Europäische Wasserscheide (mal sehen, wie oft mir das dann in Bayern passieren wird. Zweimal nach und von Lindau, und im Norden ...!?). Um mich Hildegard Knefs Worten sinnentstellend zu bedienen: Von nun an ging's bergab. Und zwar auf der B 32 durch das Killertal, in dem aber die Starzel fließt. Kurz vor Hechingen kam die Burg Hohenzollern in den Blick bei Schlatt; Burg Hohenzollern, von Norden aus.
Oben in Hechingen Hechingen; Stadtensemble (Ensemble mit Stiftskirche St. Jakobus und Rathaus Hechingen; unter anderem Stiftskirche St. Jakobus und Rathaus, Neues Schloss Hechingen; Neues Schloss, Unterer Turm Hechingen; Unterer Turm, Markt und St. Jakobus Hechingen; Markt, Stiftskirche St. Jakobus, Marktbrunnen Hechingen; Marktbrunnen) verschnaufte ich ein wenig vor der Jakobskirche, entledigte mich der langen Klamotten, packte mir die Linsen in die Augen und Sonnencreme auf die Haut. Dann schwang ich mich auf den Hohenzollern-Weg, der mehr oder minder entlang der Bahnlinie verläuft und mir mehrfach Grund zum Ärgern gab: In Wessingen wird man von der Hauptstraße weggelotst, fährt einen Hang hinunter, und kaum unten angekommen, darf man scharf links abbiegen und dann wieder genauso weit hochfahren, wie man runtergekommen ist. Und in Bisingen darf man nicht durch die Wohngegend, sondern muss noch mal eben quer über den Friedhofshügel. Ob die Leute, die solche Radwege planen, sie jemals selber fahren und merken, wie scheiße das eigentlich ist?
Ärger hin oder her, auch so erreichte ich (nicht ohne die Burg Hohenzollern noch mal von Westen gesehen zu haben bei Zimmern; Burg Hohenzollern) Balingen (Friedhofskirche Balingen; Friedhofskirche, Friedrichstor und evangelische Stadtkirche Balingen; Friedrichstor und evangelische Stadtkirche, Zollernschlössle (jetzt Jugendherberge) Balingen; Zollernschlössle). Hier fand in der FuZo gerade das statt, was man zu Hause in Lingen "Pöttemarkt" nennt: Fliegende Händler belagern die Innenstadt und versuchen, einem alles Mögliche und Unmögliche zu verkaufen. Bloß eine Taschenlampe wie die verlorene (so eine von diesen mit der ganz doll hellen LED) fand ich nicht. Aber ich hoffte ja ohnehin, heute deutlich vor der Dunkelheit anzukommen.
Zu diesem Behufe brach ich auch hier zeitig auf, nahm erst den Hohenzollernweg, den ich aber bei Erzingen irgendwie verlor. Da nahm ich halt den vertrauenserweckenden Feldweg jenseits der Bahn, der reichlich bergauf ging. Aber wenigstens nicht höher als Dotternhausen, wo ich wieder auf den Hohenzollernweg traf, der mich bis hinter Schömberg führte. Dort bog ich auf die Hauptstraße nach Wellendingen ab, dann auf die nach Rottweil, und dann auf die Nebenstraße nach Jungbrunnen. Ich hatte schon geahnt, dass der hier eingezeichnete Steigungspfeil verkehrt herum war, und ich hatte Recht. Rasant ging es hinunter an den Bach, der mich nach Rottweil hinein begleitete.
In Rottweil machte es etwas Mühe, die Altstadt Rottweil; Stadtensemble zu finden, auch wenn sie hoch droben auf dem Berge thront. Aber auch das gelang mir schließlich. Schon beeindruckend, die Klamm mit der Hochbrücke mitten in der Stadt, und architektonisch macht Rottweil auch ganz schön was her (Hochbrücktorstraße Rottweil; Hochbrücktorstraße, Marktbrunnen und Kapellenkirche Rottweil; Marktbrunnen und Kapellenkirche, Schwarzes Tor und Hochturm Rottweil; Schwarzes Tor und Hochturm, Hauptstraße und Schwarzes Tor Rottweil; Hauptstraße und Schwarzes Tor, Hauptstraße und Blick in die Alb Rottweil; Hauptstraße mit Blick in die Alb).
Nach entsprechender Rast nahm ich den Weg wieder auf, gen Nordosten. Im nächsten Ort füllte ich noch mal meine Wasservorräte an einem Supermarkt auf und bebrillte mich wieder. Dann ging's weiter nach Böhringen, von dort über den Höhenrücken nach Leidringen, und dann kam das Stück, das einen angenehmen Abschluss des Tages bilden sollte: Von Rosenfeld, mit schönem Blick bei Rosenfeld; Blick gen Osten, bis Horb, entlang des Sulzbaches, der Stunzach, der Eyach und des Neckars. Dafür hatte ich den Neckartalradweg links liegen lassen (und auch, weil es sonst eine Dopplung in der Strecke gegeben hätte), aber so viel toller als diese Strecke kann er auch nicht sein. Die Wege waren durchgehend gut, es gab kaum Steigungen, Haigerloch wirkt toll, wie es da so am Berg klebt Haigerloch Haigerloch, das Schloss Hohenmühringen macht sich auch ganz gut Mühringen, Schloss Hohenmühringen, und der Blick durch die Neckartalbrücke der A 81 auf den Mond dahinter bei Laufen an der Eyach - Talbrücke A 81, den man auf der Bundesstraße hatte, entschädigte für das fehlende entscheidende Hinweisschild für den Neckartalradweg Richtung Horb am Bahnhof Eyach. Netterweise war aber jetzt um halb neun die Bundesstraße auch nicht befahrener als die Sträßchen, auf denen ich gerade noch unterwegs gewesen war.
So kam ich, noch bevor es richtig zu dämmern anfing, in Horb am Neckar an. Auf der Suche nach einem Schlafplatz fuhr ich ins Stadtzentrum hoch, das mit den ganzen alten Gemäuern mal wieder mitten auf'm Berg liegt, und wieder herunter, an einer öffentlichen Party mit vorwiegend jugendlichem Publikum und dem neugebauten Aldi vorbei Richtung Bahnhof. Hier bemerkte ich den schönen Blick auf die beleuchtete Altstadt und versuchte diesen bildlich festzuhalten. Das ging nicht so ganz ohne Stativ, und kurz bevor ich das rausgefuddelt und angeschraubt hatte, gingen die Lichter aus *grummel*.
Dafür fand ich einen Güterbahnhof-Anbau, so einen mit Toren an den Schienen und Toren an der Straße, und davor Rampen; wie Ben und ich sie schon mehrfach zum Schlafen benutzt hatten. Dieser hatte den entscheidenden Vorteil, dass in der Wand zu dem Teil, der inzwischen abgerissen war, ein großes Loch drin war, in welchem ich dann auch alsbald verschwand, nicht ohne mich noch mal beinahe mit dem Fahrrad auf dem Ast fett auf Fresse zu legen, weil der Höhenunterschied zwischen draußen und drinnen doch recht groß war. Drinnen stand ein Garagentor herum, und hinter dem stand ich gerade, zu Auslüften nur noch mit Socken und Schuhen bekleidet, da kam noch jemand zu dem Loch hinein und funzelte mit seinem Feuerzeug herum. Gewiss wunderte er sich schon ob des Fahrrades und des Schlafsackes dort vorne. Wie bei "Herzblatt" lugte ich hinter dem Garagentor hervor und grüßte, und er frage mich verwundert, höflich und osteuropäisch, wer ich sei. Ich antwortete, ich sei ein müder Reisender, würde halt hier pennen und am Morgen dann wieder verschwunden sein. Er erklärte mir, er wolle etwas abholen, müsse dazu das Tor öffnen; wenn ich mir denn was anziehen oder mich grad beiseite setzen wollte; danach ging er mit zwei Helfern daran, das Garagentor herauszuschaffen. Nach dieser Aktion kam er noch zweimal, weil er Kleinigkeiten vergessen hatte, und entschuldigte sich gar noch für diese Störungen, als sei ich es, der dort hin gehörte. Aber auch er wurde fertig - nicht dass ich mich hätte stören lassen, wenn ich jetzt schon geschlafen hätte -, und ich hatte Ruhe für die Nacht, in der ich aber dennoch das ein oder andere Mal wach wurde.


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