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Test
 
Route der Nordrhein-Westfalen-Tour

Dies ist der zweite Anlauf zur NRW-Tour. Wer sich für den ersten - noch unausgereiften und auch nur unvollständig gefahrenen - interessiert, kann hier klicken.

Eigentlich hatte ich ja am Samstag, dem 07.07.07 beim CSD in Köln vorbeischauen wollen, dann am Sonntag mit dem Zug weiter nach Lingen fahren, um dann am Montag die Nordrhein-Westfalen-Tour zu starten. Aber dann hab ich mir gedacht, dass mir das alles zu stressig würde, und bin am Samstag mit der letzten Verbindung nach Hause gefahren. Ein bisschen Zittern war hier dabei, weil der Zug von Frankfurt nach Kassel wegen einer NPD- inclusive Gegen-Demo bei mir quasi vor der Haustür statt über den Westbahnhof zu fahren, über Hanau umgeleitet wurde und dadurch eine Grundverspätung von etwa zwanzig Minuten haben würde. Das war genau die Zeit, die ich in Kassel-Wilhelmshöhe zum Umsteigen hatte. Da aber beide Züge nach Kassel-Hbf. fuhren und der Anschlusszug dann dort umdrehen musste, ergab sich hieraus noch ein bisschen Zeitpuffer, den ich aber nicht ausnutzen musste, weil der Anschluss in Wilhelmshöhe wartete.
Mit mir zusammen stieg eine Großfamilie mit Kinderwagen und 'nem Haufen Koffer ein, und im Hauptbahnhof noch mal eine Rotte radelnder Rentner, die dann den kompletten Eingangsbereich des Fahrradabteils zustellten und nicht auf die Idee kamen, sich vielleicht über die Zuglänge in den Eingangsbereichen etwas zu verteilen. Als ich dann fragte, wo sie hinwollten und dann anmerkte, dass ich früher aussteigen musste, meinte der eine von denen doch glatt dummdreist (wie eine nebenstehende Passagierin es treffend benannte), ich müsste dann halt durch das benachbarte Großraumabteil zur nächsten Tür, "wir gehen hier nicht noch mal raus". Was willste machen ... trug ich also mein Rad (dem Typen sein Glück, dass ich das Gepäck noch nicht endgültig festgezurrt hatte) durch den vollbesetzten Großraumwagen - nicht ohne den etwas fragend blicken Reisenden gegenüber diesen Herrn ein wenig zu diffamieren. Auch sonst erreichte ich alle Anschlusszüge (was ein Wunder, wenn der in Warburg generell wartet und es in Münster eine üppige Stunde dafür gab), am Abend ging ich noch mit meinem Vater ins benachbarte Restaurant, und am nächsten Morgen, meine Eltern waren zum Brunch geladen, konnte ich also schon am Sonntag zeitig aufbrechen.

1. Etappe      080707,   141 km

Lingen - Steinfurt - Hörstel (Kr. Steinfurt) - Tecklenburg - Warendorf

Na ja. Statt um zehn dann doch erst um elf Uhr zwanzig wegen einiger kleiner Feintunings, die ich noch vornahm. Aber dann. Auf noch bekannten Wegen verließ ich die Heimatstadt, hinten zwischen dem alten und dem neuen Kernkraftwerk. Doch bereits gleich dahinter, an der Schleuse Gleesen, wo die Große Aa und der Dortmund-Ems-Kanal in die Ems münden (um einen Kilometer später wieder Fluss von Kanal zu trennen) und mir einer meiner Lehrer aus dem Gymnasium begegnete, begann für mich schon das erste Stück unbekannten Terrains. Und prompt verfuhr ich mich. War auf der Karte schlecht zu erkennen, aber statt der Gleesener Hauptstraße bei Gleesen; Blick gen Norden hätte ich das Grüne Revier nehmen müssen. Als ich dann die nächste Landstraße direkt am DEK erreichte, erkannte ich schließlich, dass ich einen Kilometer zu weit östlich war. Na toll. Dafür lief's ab dort ganz flüssig, und das Wetter war auch ziemlich gut. Heiter bis wolkig, trocken, vielleicht ein Ideechen zu kühl - aber man durfte nach dem regnerischen Wetter der vergangenen Wochen auch nicht kleinlich sein. Kurz vor Emsbüren, kurz hinter der Emsbrücke, bog ich auf die Hase-Ems-Route ab, die mich an einer Stelle höher als ich gedacht hätte am Prallhang einer Emsschleife entlangführte. Überhaupt, die Ems, mit der Überquerung deren Brücke ich den Stadtteil meiner Kindheit hinter mir gelassen hatte; sie wird mir auf dem nördlichen Teil der Tour immer mal wieder begegnen. Hat auch irgendwie was, wenn man den Fluss quasi sein ganzes Leben lang kennt. Hinter der A 30 (die Brücke hier war tatsächlich erst 1989 fertiggestellt worden) kam dann Salzbergen, die letzte niedersächsische Ortschaft auf dieser Tour. Sozusagen das letzte Hinterherwinken erledigte die älteste Erdölraffinerie Deutschlands Salzbergen; Erdölraffinerie (Die zweitälteste steht nebenbei in Lingen).
Nach fünf weiteren Kilometern - leider stand hier keine Willkommenstafel , nicht einmal vom Kreis Steinfurt - erreichte ich die Landesgrenze. Nur wenig später schob sich die erste deutliche ERhebung ins Blickfeld, der Thieberg. Ällebätsch, den umfuhr ich westlich über kleine Dörfer. Aber da erwischte mich dann auch gleich der Bilker Berg ... ällebätsch. Aber der schien mir nicht gnaz so hoch zu sein. Den Berg hinab folgte Wettringen, dann eine Straße, die ich auf der allerersten Mega-Monster-Mörder-Tour schon mal gefahren war. Seinerzeit hatte ich mich noch üer die Büsche, die auf der Brücke der B 54 wuchsen, amüsiert, doch irgendwie mochte sich das jetzt nicht mehr einstellen. Gleich darauf kam Steinfurt-Burgsteinfurt, der Hauptteil von Steinfurt, früher eigenständige Kreisstadt des Kreises Burgsteinfurt, ein hübsches Städtchen Steinfurt; Skulptur in der Steinstraße Steinfurt; Rathaus, Steinstraße Steinfurt; Markt Steinfurt; Skulptur an Großer Kirche mit so einigem altem Gemäuer. Zum Beispiel der Hohen Schule Steinfurt; Hohe Schule, seinerzeit die erste Universität Westfalens, jetzt Volkshochschule, oder dem Schloss Steinfurt; Schloss, ehedem als Burg erbaut.
Ach ja ... ich ließ mich ja bereits übers Wetter aus, ohne jedoch den Wind zu erwähnen. Der kam nämlich aus südlichen und westlichen Richtungen, und zwar natürlich immer genau der, in welche ich mich bewegte. Ich dachte, das würde hinter Steinfurt besser werden, da ich hier nach Nordosten abbog - aber da hatte ich mich geschnitten. Nun, da ich den Buchenberg hochfuhr, kam er von Nordwesten und schien genau so stark wie vorher. Den Berg bei Steinfurt; Hollicher Mühle bei Steinfurt; Blick gen Nordosten verließ ich dann zum Hollicher Feld, einer Ebene, hin. Ab Clemenshafen am ehemaligen Max-Clemens-Kanal (von dem aber überhaupt nix mehr zu sehen war) ging die Straße dann schnurgerade nach Mesum, hinter Elte ging's dann auf einem Waldweg weiter durchs Wilde Weddenfeld nach Bevergern, hier durch eine schmale Allee und weiter nach Mesum und schließlich auf die Brücke der ehemaligen B 65 über den hier noch sehr "jungen" Mittellandkanal bei Hörstel; Mittellandkanal (zweigt keine fünf Kilometer von hier vom Dortmund-Ems-Kanal ab), die einen 20-Kilometer-Punkt darstellt. Von hier aus war der Dickenberg gut zu sehen, aber auch diesen umfuhr ich über Püsselbüren nach Ibbenbüren. Hier nahm ich dann den Tecklenburger Damm nach Tecklenburg. Dafür, dass er in den Teutoburger Wald hochführt, ging die Steigung doch recht verhalten los; einige Kilometer konnte ich noch ein Tempo von mehr als 20 km/h halten. Dann aber zog es ein bisschen an, und weitere paarhundert Meter war dann Endstation für meine zu-dem-Zeitpunkt-gerade-nicht-6-Gang-Schaltung (der sechste tat nicht, weil ich eine neue Kette mit einem alten Ritzel (von dem ich fast nur den sechsten Gang genutzt hatte) benutzte, der erste, wie ich dachte, weil mir eine Feder samt Schraube aus dem Schaltwerk gefallen war; diese Annahme erwies sich allerdings später als falsch). Allerdings wäre ich auch nicht viel weiter gekommen, hätte der erste Gang funktioniert. So schob ich denn ein paar hundert Meter, legte zwischendurch noch eine kleine Rast ein, um etwas Flüssigkeit und drei Löffel Sofortenergie in Form von Nutella zu mir zu nehmen, und warf auch mal einen Blick zurück bei Tecklenburg; Blick gen Nordwesten. Dann nahm ich den Rest des Berges in Angriff, der in Tecklenburg sein Ende nahm. Rechterhand war ein großer Parkplatz mit einem genialen Blick ins Münsterland Tecklenburg; Blick gen Süden (Münsterland) - man beneide die Nachbarn in den Häusern daneben für die unverbaubare Sicht.
Klein aber fein präsentierte sich Tecklenburg mit seiner Altstadt Tecklenburg; Markt Tecklenburg; Schlossstraße, die sich unter der Burg Tecklenburg; Burgtor duckt und jeder Menge Grün Tecklenburg; Jugendherberge, Weinberg Tecklenburg; Nordhang.
Auf dem Weiterweg ging der Teutoburger Wald genau so plötzlich zuende, wie er angefangen hatte: Eine Schussabfahrt aus dem Ort heraus, dann noch mal über einen kleinen Huckel nach Lengerich hin, und das war's. Nun war ich wieder im platten Münsterland. Lengerich war schnell durchquert, ebenso Kattenvenne, wo ich mich ein klein bisschen verfuhr. Die Strecke danach wischte so vorbei, auch wegen eines SMS-Wechsels mit jemanden, bei dem ich in Münster eventuell hätte schlafen können. Doch hinter Ostbevern zog es sich, obwohl ich einigermaßen Tempo machte, auch auf dem Schirler Radweg, den die Leute aus Schirl von eigenen Mitteln gebaut hatten - alle Achtung! Hinter Milte hätte ich eigentlich auf kleinen Straßen einen Bogen etwas weiter nach Osten schlagen und von Norden nach Warendorf einfahren wollen, aber da die Straße so wenig befahren war, der Radweg so gut, und weil es sich so zog, blieb ich auf der Hauptstraße. Das war auch insofern nicht schlecht, da ich am Ortseingang einen Feldweg entdeckte, der mich vielleicht an die Ems führen würde. Ich hätte doch gerne den Schweiß und Kleb des Tages von mir abgespült. Tat er, tat ich. Und befand ganz nebenbei die Brücke, an der ich das tat, als geeignet zum Schlafplatz.
Eine halbe Stunde des Waschens Warendorf; Waschplatz (Ems), Trocknens und Linsenherausnehmens später fuhr ich in die Stadt Warendorf; St. Laurentius Warendorf; Markt Warendorf; Marienkirchturm, verschnabulierte das letzte der vier Brötchen vom Vortag, die ich des Morgens noch mal aufgebacken hatte, machte den abendlichen Papierkram und schrieb diesen Bericht, bis es anfing zu tröpfeln. Mit dem Regencape über startete ich also zum Schlafplatz Warendorf; Schlafplatz (Emsbrücke). Die dritte Emsbrücke, der ich begegnete, schien mir auch nicht so schlecht geeignet, aber dafür hätte ich ans andere Ufer rübergemusst, und hier gab es keinen Verbindungsweg zur Straße hinauf, deshalb ließ ich eine nähere Inspektion bleiben. Das Getröpfel indes hatte inzwischen aufgehört, so nutzte ich die letzte Straßenlaterne an meinem Weg zum Fertigschreiben und begab mich dann zu der Brücke, die ich auserwählt hatte. Es lag sich dort doch nicht ganz so bequem, wie ich mir das vorgestellt hatte - für einen Seitenschläfer war der Abstand zwischen dem Sockel und einer Querstrebe doch etwas zu klein und der Sockel vor der Strebe zu schmal, doch dahinter war noch Platz. Die Lösung dieses Problems ging schnell, doch der Schlaf ließ auf sich warten. Mir schien es wie Stunden, in denen ich dem Plätschern und Rauschen des wieder eingesetzten Regens lauschte.

2. Etappe      090707,   44 km

Warendorf - Fuestrup (Kr. Warendorf) - Münster

Um halb sechs erwachte ich erstmals wieder. Immer noch Regen, dazu Nebel. Um sieben dann, als der Wecker ging, hatten sich beide verzogen. Ich drehte mich aber doch noch mal ein Dreiviertelstündchen um. Als ich schließlich in die Gänge kam, stellte ich fest, warum der Boden unter der Brücke so nass gewesen war. An der Rückwand des Sockels war eine Rinne, von dort führte in der Mitte ein Rohr zum Fuß des Sockels, wo das Regenwasser dann die Böschung herunterlaufen konnte. Dummerweise hatte mein linker Schuh halb in der Rinne gehangen, was ihm nicht direkt zuträglich gewesen war. Er hatte sich ziemlich mit Wasser vollgesogen. Aber es nutzte ja nichts, ich musste ihn halt anziehen. Dann packte ich mein Zeug zusammen und fuhr los, erst noch an der Ems entlang, dann ein wenig weiter weg auf einem Traum von Radweg. Schön abwechslungsreich und mit gutem Belag führte er durch Wälder und Felder bis nach Einen, von dort dann nördlich der Ems weiter nach Telgte, vor welchem ich mich veranlasst sah, das Regencape herauszoholen.
In Westbevern wurde dann allerdings ein richtiger Landregen draus, und ich nutzte ein Bushäuschen, mich unterzustellen. Wie ich da so saß, merkte ich erst richtig, wie müde ich war, und hätte am liebsten den Schlafsack grad noch mal rausgeholt. Das hätte sich sogar fast gelohnt, denn es dauerte anderthalb Stunden, bis der Regen aufhörte und ich weiterkonnte; westwärts nach Fuestruß auf kleinen Landwirtschaftswegen. Hinter Fuestrup gibt es etwas zu sehen, für das sonst nur Minden bekannt ist: Ein Fluss wird von einer Brücke (genaugenommen sogar zwei, doch die Alte Fahrt ist teilweise trockengelegt, teils als Badesee, teils als Yachthafen genutzt) überspannt, auf der ein Kanal verläuft. Gut, in Minden ist der Fluss untendrunter auch schiffbar, das ist die Ems hier noch lange nicht, aber sehenswert finde ich es allemal bei Fuestrup; Kanalübergang bei Fuestrup; Kanalübergang bei Fuestrup; Kanalübergang. Den Trampelpfad, der von der nächstgelegenen Straßenbrücke dorthin führt, hatte ich von früheren Badevergnügen irgendwie breiter in Erinnerung; jetzt machte das Kraut, das links und rechts davon wuchs, meine Hosen und Schuhe doch reichlich nass.
Sei's drum, über Gelmar und Coerde sollte es weitergehen ins Zentrum Münsters. Hinter Gelmar jedoch wies mir ein Radwegweiser einen anderen Weg, der dann sehr geschickt gelegt eine ausgesprochen gut frequentierte Ausfallstraße entlangführte. Zu allem Überfluss fing es auch wieder an zu regnen. Stark. Doch ich war ja ohnehin schon ziemlich durchnässt, so fuhr ich dann durch bis ins Zentrum.
Dort entdeckte ich einen Kochlöffel und aß erst mal was, während ich abwog, was für eine Unterbrechung der Tour sprach, was dagegen. Die dann verlorene Zeit und die Fahrtkosten als Argument dagegen unterlagen der unbeständigen Wetterlage (laut der Zeitung, die gegenüber aushing, sollte es am nächsten Tag weitestgehend trocken bleiben, dafür dann am übernächsten wieder plästern) und ganz besonders den jetzt wirklich klatschnassen Schuhen, die in absehbarer Zeit auch nicht wieder trocken werden würden. Etwas frustriert fuhr ich also zum Bahnhof und besorgte mir ein Ticket. Inzwischen hatte es wieder aufgehört zu regnen, so verbrachte ich die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges noch mit der obligatorischen Fotosafari Münster (Westf.); kath. Clemenskirche Münster (Westf.); Julius-Voos-Gasse, kath. Dominikanerkirche St. Joseph Münster (Westf.); Prinzipalmarkt, kath. Lambertikirche Münster (Westf.); Priesterseminar, ev. Dom Münster (Westf.); Rathaus Münster (Westf.); Denkmal. Noch ein bisschen frustrierter stellte ich fest, dass der Himmel Richtung Süden, wo mich die Tour nun hingeführt hätte, recht freundlich aussah. Im Zug sitzend ärgerte ich mich schon ein bisschen darüber, dass die ganze Zeit kein Tropfen mehr vom Himmel kam und es teilweise auch sonnige Abschnitte hatte. So hätte ich es wahrscheinlich noch mindestens bis Lünen oder Dortmund schaffen können, was ja auch bahntechnisch ein Stück billiger gewesen wäre. Aber ich hatte ja meine wunderbar nassen Schuhe ...


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