12. Etappe 130807, 81 km
Siegen - Olpe - Waldenburg (Kr. Olpe) - Gummersbach
Sechs Tage, eine Autofahrt nach Lingen, einen Zahnarzttermin, ein von mir organisiertes Abitreffen, eine Rückfahrt und eine Bahnfahrt nach Siegen später ging's weiter.
Bei ein Ideechen zu kühlem Schäfchenwolken-und-ganz-viel-Sonne-Wetter schaute ich noch kurz am Oberen Schloss vorbei und verließ Siegen dann über die B 54 und Sohlbach und Buchen. Gerade aus dem letzten Eck von Siegen herausgefahren, stellte ich leicht überrascht fest, dass es hier schon wieder ganz schön hochgegangen war. Und das würde nicht das einzige Mal heute sein, das stand schon mal fest.
Doch der weitere Weg nach Wenden erwies sich als relativ zahm. Erst kam eine Schussfahrt, die locker hätte 60 Stundenkilometer wert sein können, dann ein langer, aber gemächlicher Aufstieg, und hinter der Landhecke und der Girkhauser Höhe, wo ganz schön viel Sturmbruch zu verzeichnen war, ging es gemach wieder hinab, die Bigge entlang. Gemeinerweise mit gar nicht wenig Gegenwind. Hinter Gerlingen verlief der Biggeradweg inzwischen etwas anders als auf meiner Karte, nämlich großenteils an der Hauptstraße entlang, die hier den Namen auch verdient. Aber so hatt ich wenigstens direkt mein Stadtschildfoto nebst Blick auf einen Stadtplan von Olpe.
Olpe ist ganz hübsch , aber auch nicht übermäßig interessant, so machte ich mich nach einer Honigmelone und einem Eis auch schon weiter. Nun ging es kilometerweit am Biggesee entlang. Wie immer hatte ich angenommen, der Radweg würde schon einigermaßen eben verlaufen, und wie immer hatte ich mich da einer Illusion hingegeben. Ich verstehe gar nicht, warum die das nicht schaffen, wenn die schon zig Dörfer und hektarweise Natur ersäufen, einfach eine Schneise durch den Wald zu schlagen, die einigermaßen auf einer Höhe liegt. (Man merkt vielleicht, dass ich Talsperren etwas skeptisch gegenüberstehe, genauso wie Truppenübungsplätzen und Braunkohletagebau. Ich finde es immer fragwürdig, wenn ein Haufen Menschen und vor allem ein noch größerer Haufen Natur weigen müssen, nur weil irgendwer meint, an dieser oder jener Stelle müsse irgendetwas (oft genug auch noch Überflüssiges) getan werden.) Es ging also lustig auf und ab - teilweise sogar sehr reichlich auf -, bis ich schließlich an der Sperrmauer ankam. Ein Blick nach links , ein Blick nach rechts : Höhenunterschied etwa 50 Meter, gefühlt irgendwie viel mehr.
Am Nordufer fuhr ich dann wieder zurück. Diese Seeumrundung, die die Strecke nach Gummersbach glatt doppelt so lang gemacht hat als wenn ich sozusagen direkt gefahren wäre, lag mal wieder an einem 20-Kilometer-Punkt, der kurz vor der Staumauer lag, am Fuße der Ruine Waldenburg, von der man auf dem Weg aber gar nichts mitbekommt. Nun ging es auf einer normalen Straße (Das Südufer ist dem nichtmotorisierten Verkehr vorbehalten.), komischerweise mit nicht so vielen Buckeln zwischendurch, weiter. An der Doppelstockbrücke - bei der Erbauung lag das untere Stockwerk noch einige Dekameter über der Oberfläche - bog ich dann zur Listertalsperre ab. An deren Ende hielt sich der Anstieg erfreulicherweise noch in Grenzen, es ging an der Lister entlang nach Berg, dann immer noch sahte steigend nach Neuenhaus und schließlich nach Lüdespert. Dort kam noch mal ein kurzes heftiges Strampeln - Ich-will-da-jetzt-hoch! - und dann die Grenze zum Oberbergischen Kreis, gleichzeitig eine kleine Wasserscheide, die zwischen Ruhr und Sieg. Wie das an einer Wasserscheide so ist, ging's jetzt erst mal wieder bergab, erst den Beustenbach und dann die Rengse entlang, die in die Aggertalsperre mündet. Auch hier: Nix einfach am Ufer unten entlang, hoch musste man. Dafür fuhr ich dann hier auch zur Agger herunter, um nach ein paar Kilometern abzubiegen nach Kleinenbernberg. War aber wirklich nur ein kleiner Berg. Dann kam auch schon der Stadtkern von Gummersbach , malerisch auf einem weiteren Berg gelegen. Um fürs Abendessen zu sorgen (ich hatte so Lust auf einen ganz bestimmten Salat von einem ganz bestimmten Discounter), musste ich den Berg noch mal runter (Salat war ausverkauft) und fuhr dann wieder hoch, gemütlich in der FuZo zu essen und den Tag nachzubereiten. Eigentlich hatte ich gehofft, bei einem Bekannten aus dem Internet nächtigen zu können, doch als er sich um zehn Uhr noch nicht gemeldet und ich inzwischen schon ziemlich kalte, klamme Finger hatte, begab ich mich zu einem der auf dem Rückweg vom Supermarkt schon mal ausgeguckten Schlafplätze.
Alles am Bahnhof ging nicht. Der Hintereingang vom Kaufland wäre super gewesen, schön warm und unauffällig, doch leider beherbergte er auch ein Trafohäuschen. Nach der recht kurz ausgefallenen Vornacht wollte ich nicht eine Minute Unschlaf riskieren, also nahm ich mit dem leeren Einkaufswagenüberdach vorlieb. Kein Trafosummen, dafür Wasserrauschen vom nahen Seßmarbach, und ansonsten schön ruhig.
13. Etappe 140807, 163 km
Gummersbach - Siegburg - Bonn - Euskirchen - Nettersheim (Kr. Euskirchen) - Schleiden
Aber es war auch ganz gut so, dass der Trafo dort war, denn um zehn vor fühnf fuhr ein LKW nach hinten, wohl ein Lieferant, bald darauf noch einer, und dann dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Angestellten eintrudelten.
Es war ein kalter Moergen, und ich fror ein wenig, als ich zusammenpackte, und auch noch die ersten Kilometer den Seßmarbach herunter. Aber dann kam ja auch schon der erste Berg, einige Kilometer an Steigungsstrecke, dann eine kurze, aber heftige Abfahrt (natürlich mit Stoppschild unten), wieder hoch und wieder runter nach Wiehl, wo ich nicht ganz die richtige Straße traf. Aber das war nicht so schlimm. Zum einen hatte ich so den Aufstieg schneller hinter mir, zum anderen tat sich so die Gelegenheit auf, mal schnell zu schauen, ob der Blick vom Bismarckturm (irgendwie ein wenig heruntergekommen ) toll war. War schon ganz in Ordnung :-). Weiter ging's durch den Wald, immer schön oben bleibend, ebenso auf einer Seitenstraße, bis diese auf diejenige traf, die ich eigentlich hätte nehmen wollen. Gleich hinterher bog ich ab ins Bröltal, wo es ziemlich stetig hinab ging. Außerdem ist es dort landschaftlich sehr schön, und die Straße ist nicht so doll befahren. Ich überlegte die ganze Zeit, woher mir der Name "Bröl" so bekannt vorkam, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Obendrein war ich auch noch ziemlich müde. Unten an der B 478 angekommen machte ich deshalb erst noch ein kleines zehn-Minuten-Nickerchen auf einem daliegenden Baumstamm an einem Wanderparkplatz. Das half ein bisschen.
Auch wenn die Bundesstraße weiter an der Bröl entlangführte, verließ ich sie nach nur einem kurzen Stück schon wieder und bog nordwärts ab; bei Birkenfeld landete ich - wie erhofft - auf eine Straße, die auf dem Kamm eines Höhenrückens entlangführte, und folgte ihr bis Happerschoß . Dort bog ich ab, wollte eigentlich über die Staumauer des Wahnbachstausees und dann auf der Straße herunterfahren. Ich ließ mich aber mal wieder von den roten Radwegschildern leiten - in die Irre, wie ich fand. Die Stelle, an der ich unten ankam, war zwar die gleiche, jedoch fuhr ich hier über einen Waldweg aus grobem Schotter, immer wieder durchzogen von Rinnen, die das ganze nicht wesentlich angenehmer machten. Wieder einmal dachte ich bei mir, dass man den Verantwortlichen mal mit vollem Gepäck und einem durchschnittlichen Rad zweimal hier rauf- und runterjagen sollte, auf dass er die Streckenführung noch einmal überdenke ...
Noch zwei kleine Buckel auf kleineren Hauptstraßen, und ich war in Siegburg angekommen, einer doch recht schönen Stadt. Auch hier betrieb ich noch ein paar Minuten Augenpflege auf dem Marktplatz, um dann ein wenig erfrischt nach Bonn weiterzufahren, in einem kleinen Bogen, um die B 56 zu umgehen. Hier entdeckte ich die Burg Lede , und als ich gerade weiterwollte zwei Kinder mich, die mir ein Loch in den Bauch fragten :). Über die anscheinend ziemlich baufällige Kennedybrücke gelangte dann später ich in die Bonner Innenstadt. Auf dem Weg, ein paar Fotos zu machen, fuhr ich doch glatt auf dem Bürgersteig verkehrt rum durch 'ne Einbahnstraße, weil zum Koblenzer Tor irgendwie nur welche in der falschen Richtung führten. Eine Polizistin hielt mich an, hier dürfe ich so rum nicht fahren. Sie beließ es (Touri-Bonus?) bei einer mündlichen Aufklärung, und ich fragte mich, seit wann an Einbahnstraßen automatisch Einbahnbürgersteige sind. Ich verließ dann die Bundes(nichtmehrhaupt)stadt vorbei am Akademischen Kunstmuseum , dem Münster St. Martin und dem Poppelsdorfer Schloss .
Und dann ging's erst mal hoch. Hatte ich so gar nicht erwartet. Aber nach einer kleinen Senke blieb es dann erst mal recht eben . Um Rheinbach und die B 56 einen Bogen machend erreichte ich bald Euskirchen - auch schön ! Es war mir nicht entgangen, dass je mehr sich mein Weg in südliche Richtung wandt, um so genauer der Wind von vorne kam. Ich freute mich also schon sehr auf das nächste Stück, genau nach Süden in die Eifel hinein. Doch zunächst pausierte ich ein wenig.
Dann, mit frischem Mute, nahm ich die letzten fast sechzig Kilometer für heute in Angriff. Erst durch eine hübsche Alle, dann auf der Zufahrt zu einem verlassenen Militärstandort, dann auf einem Waldweg immer geradeaus. Laut Karte sollte der Weg auch geradeaus weitergehen bis zur nächsten Straße, doch das, was an der letzten Kreuzung kam, waren murmehr zwei löchrige Fahrspuren im Gras. so nach ich den Weg nach rechts, der in der Karte gar nicht eingezeichnet war, traf dann auf einen, der es war, und gelagnte ohne größeren Umweg dorthin, wo ich hinwollte. Es ging an der Burg Zievel vorbei, dann hinauf nach Holzheim. Immer, wenn ich auf dieser Strecke gerade eine Kuppe erreichte und mich freute, oben zu sein, blies mir der Wind wieder volle Elle ins Gesicht; und auch die kleinen Abfahrten zwischendurch waren kein Vergnügen, weil ich immer noch treten musste, um überhaupt voranzukommen.
Dann unten im Quartbachtal musste ich mir wieder einmal wegen der roten Radwegschilder an den Kopf packen. Ganz unten ging ein Feldweg nach rechts von der Landstraße ab. Der Radfahrer wird aber auf der Straße weitergeleitet, einen nicht zu verachtenden Anstieg zu einer Kreuzung hoch, an der man, wenn man Richtung Süden weiter Will, nach rechts abbiegen muss. Sobald man die gerade erklommenen Höhenmeter wieder heruntergerollt ist, trifft man wieder auf den Feldweg, der die ganze Strecke auf einem Niveau bleibt. An anderen Stellen wird man bergauf und bergab gejagt, nur um ja drei Meter nicht auf der Hauptstraße fahren zu müssen, und hier, wo die hauptstraßenlose gleichwohl noch die kraftsparende Alternative ist, nicht. Das verstehe, wer will ...
Nun folgte ich also dem Quartbach, vorbei an einer römischen Tempelanlage, die aber ob der drängenden Zeit und des drängenden Windes mein Interess nicht stark genug wecken konnte, und hinauf, hinauf, hinauf bis an die A 1 und noch weiter. Bei Zingsheim entschied ich mich dafür, geradeaus zu fahren, statt die eigentlich geplante, parallel verlaufende Straße nach Nettersheim zu nehmen. Das war ein Fehler. Mit der anderen wäre ich direkt unten im Tal im Dorf gelandet. Die, die ich jetzt nahm, führte leicht hinunter, dann über das Tal und dann eine weitere Kuppe hinauf. Auf halber Strecke nach oben gab es einen Abzweig, an dem aber nur die Gegenrichtung ausgeschildert war; und auch die Rampe zu der Brücke sah nicht so aus, als gäbe es dort noch einen Abzweig nach Nettersheim. So fuhr ich dann vor mich hin fluchend die Hauptstraße weiter bis ganz oben, um von dort bis ganz hinunter ins Tal zu fahren. Machte dann einen Umweg von achthundert Längen- und bestimmt dreißig Höhenmetern.
Nun nahm ich den Urftradweg. Mit kleinen Hügeln versehen schlängelt er sich das Tal der Urft entlang, in dem auch die Bahnlinie von Euskirchen nach Trier verläfut. Ein recht guter Rad- und Wanderweg, allerdings ohne irgendwelche Sitzgelegenheiten für eine Rast. Auf einem Stapel Holz, durch den Gegenwind und die inzwischen aufgezogene Wolkendecke etwas demotiviert und entkräftet, ohne Ahnung, wie weit es noch bis zur nächsten Straße sein könnte, aß ich einen Happen und fuhr dann weiter. Freundlicherweise befand sich dieser Holzstapel nur zwei Wegbiegungen von der Straße entfernt, an der ich endlich gen Westen abbiegen konnte, und die für eine Bundesstraße erstaunlich leer war. Oben beim Wirtshaus Milzenhäuschen (leider gerade geschlossen, dabei hatte ich mich so auf eine Cola gefreut) sah ich einen möglichen Grund für die geringe Fahrzeugdichte: Hinter Blankenheim, dem übernächsten Ort in Gegenrichtung war sie gesperrt. Allerdings, wenn man sich's auf der Karte anguckt, ist das nicht so recht ein Grund, dass sie auf diesem Teilstück gemieden würde. Hinterm Wirtshaus bog ich nach einem knappen Kilometer ab in den Wald, ein bisschen ging's hinab, dann wieder hinan nach Paulushof, dann noch mal das gleiche Spiel - gar mit Serpentinen - nach Hecken. Den Kilometer nach Kreuzberg kämpfte ich noch einmal gegen Steigung und Gegenwind (Welch herrliche Aussicht! Die Aussicht, trotz aller Widrigkeiten doch noch überpünktlich nach Schleiden zu kommen, ließ mich auch wieder die Schönheit der Landschaft sehen.), und dann ging's endlich nord- und abwärts. Mit Karacho. Hinter Linden kam noch mal ein kleiner Anstieg, aber den nahm ich mit durchgehend mehr als dreißig Sachen. Dann noch einmal ein bisschen langsamer nach Winten, ein Foto von der Wildenburg
, dann hinab zum Manscheider und den Reifferscheider Bach, durch Reifferscheid, wo ich leider, wie ich jetzt um kurz vor acht hoffte, keinen Supermarkt, aber immerhin das schöne Burgdorf fand, nach Blumenthal und schließlich im Oleftal auf der B 265 nach Schleiden hinein.
Hier fand sich denn auch ein Supermarkt, leider sechs Minuten zu spät. So würde ich denn also bei einer Döneria einkehren und mir von dort noch etwas zu Trinken auf Vorrat mitnehmen. Am nächsten Morgen wollte ich nämlich sehr früh los, und mein Getränkevorrat war doch schon arg zusammengeschrumpft. Ich machte eine Schlafplatzsuch-Fotografier-Runde und kehrte dann in der ersten Dönerbude am Platze ein. Da ich einige vielversprechende Schlafplätze gesichtet hatte, blieb ich dann auch dort, um meinen Zettelkram zu machen und den Bericht zu schreiben. Mittendrin bemerkte ich, dass es angefangen hatte, leicht zu regnen, was durchaus schon in der Luft gelegen hatte. Ich brach also hastig auf und fuhr zu einer anderen Schule, die ich noch auf dem Stadtplan neben der Döner-Terrasse entdeckt hatte. Sie war zwar etwas weiter weg als das Städtische Gymnasium, aber schien mir besser geeignet, eben weil sie etwas weiter ab vom Schuss lag.
Das hatte sich gelohnt. Hier gab es nämlich - im Gegensatz zu dem kleinen Treppenaufgang des Gymnasiums - riesengroße Vordächer mit sichtschützenden Spielgeräten, umgeben von Gummimatten , darunter; und das ganze noch in einer Gegend, wo sich nachts wahrscheinlich niemand hinverirren würde. Das einzige, was mich ein wenig störte, waren die Straßenlaternen, die mir, wenn ich nicht irgendwas dazwischenbaute, mitten ins Gesicht schienen. Doch selbst dieses Problem erledigte sich um elf Uhr von selber - sie wurden ausgeschaltet. Leider hatte ich keinen Einstieg durch Gestrüpp und Brennnesseln zur gleich nebenan fließenden Olef gefunden, sonst wäre ich nächtens noch zum Entkleben hineingestiegen, aber auch so war es eine ziemlich gute Nacht. Ich erwachte zwar ein paarmal, schlief aber immer schnell wieder ein.
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